Katharina Eva Volk: "Rufus Rachus, der kleine Rache-Drache"
"Ich bin jetzt seeeeehr zornig!"
Was könnte einem Besseres widerfahren, als ein kleiner gesunder Drache zu sein, der behütet in einem idyllischen Drachental voller Kirschbäume, gesäumt von majestätischen Bergen aufwächst? Wenn aber Rufus Rachus noch viel zu klein ist, um auf die lockenden Berggipfel zu gelangen, wenn es - um die Wahrheit zu sagen - nicht einmal für die leckeren Kirschen reicht, er weiters von seinem großen Bruder nicht zum Spiel mit älteren Drachenkindern zugelassen wird, Mama Drache augenblicks in der Küche beschäftigt ist und Rufüschen von dem, was ihm Papa Drache aus der Drachenzeitung vorliest, aber auch kein einziges Wort versteht, wie sollte er nicht an der Ungerechtigkeit der Welt verzweifeln? Ganz fürchterlich wütend wird er da, der kleine Hitzkopf mit dem ohnehin feurigen Drachentemperament und beschließt, vor so viel Gemeinheit an einem Ort einfach davonzulaufen. Er läuft und läuft, bis er am letzten Ende des Drachentals in einer fremden Höhle unterschlüpft. Dort weint er viele dicke Drachentränen, allerdings, je dunkler es wird, mehr und mehr aus Angst als aus Wut. Rufus weiß den Weg nicht mehr zurück, derweilen gruselige Drachenschatten an den Höhlenwänden hervorspringen. Werden ihn die Seinen suchen, und werden sie ihn rechtzeitig finden, bevor ein Unglück passiert?
Der herzigen Geschichte um den kleinen Rache-Drachen entsprechen die farbenfrohen Bilder, in denen Grün und klare Konturen vorherrschen. Die dunkle fremde Drachenhöhle ist wirklich zum Fürchten, sodass keine Gefahr besteht, das Büchlein könnte rufusartige Kinder zu Dummheiten verleiten. Indes dient der Klein-Rufus ins Gesicht geschriebene, stetig wachsende kindliche Zorn dazu, sich mit Gefühlen wie Wut, Eifersucht und Ohnmacht auseinanderzusetzen, indem diesen ein unaufdringlicher Spiegel vorgehalten wird. Mein Lieblingsbild ist das, in dem sich Rufus voll Ingrimm an den Schwanz seines Bruders, den bereits fünf große grüne Zacken zieren, hängt und kräftig, wenn auch ohne jede Wirkung, hineinkneift. Immerhin, auf zwei schöne Zacken kann auch Rufus Rachus schon verweisen - Geduld also, es geht aufwärts!
(S. Gabriel; 10/2004)
Katharina Eva Volk: "Rufus Rachus, der kleine
Rache-Drache"
luciamedia Verlag
2004
24 Seiten
ISBN: 3-935428-54-5
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