Ursula Poznanski: "Buchstabendschungel"
Ein Rate- und Lesespaß in wunderschönen Bildern
Es bläst ein schrecklicher Sturm durch den Dschungel. Der kleine Affe, der in einem besonders hohen Baum wohnt, kann sich nicht erinnern, je so einen Sturm erlebt zu haben. Seltsame bunte Dinge fliegen durch die Luft: eckige, runde, große, kleine - na, das war aber jetzt ein Papagei! Dieses vom Sturm arg zerstrubbelte Federknäuel schafft es gerade noch in den Baum des kleinen Affen. Aneinandergeklammert warten sie den Sturm ab.
"Nach zwei Stunden war
alles vorüber. Der kleine Affe schaute sich um. Was für eine Unordnung! Überall
an seinem Baum hingen fremde Früchte herum. Früchte, die er noch nie gesehen
hatte."
Der Papagei weiß, was da herumkugelt und herumbaumelt: das sind
Buchstaben. Darf sie der kleine Affe behalten? Sie würden ihm ganz gut gefallen,
so wie er sie alle auf seinem Schwanz aufgefädelt hat. Aber nein, er hat noch
alle seine Buchstaben - "Ich bin der kleine Affe", weiß er, also müssen diese
Buchstaben den anderen Tieren gehören.
Und so macht sich die beiden
auf, um den Tieren ihre Buchstaben zurück zu geben. Denn das Nu fühlt sich gar
nicht wohl dabei, ein Nu zu sein. Und so verwirrt wie die lange Lange ist, die
sich da beinahe zu einem Knoten verheddert, braucht sie bestimmt gleich mehr als
nur einen Buchstaben. Auch der zerknautschte Iger ist ein richtiger Problemfall.
Und es ist nicht ganz unriskant, ihm seinen Buchstaben wieder zurück zu
geben.
Ursula Poznanskis "Buchstabendschungel"
ist ein grandioses Buch! Das Hilfeunternehmen des klugen Papageis und des verspielten
kleinen Affen ist eine reizende Erzählung rund um Buchstaben. Auf jeder Seite
bangt man mit einem neuen Tier, ob sein fehlender (Anfangs-)Buchstabe wieder
gefunden wird. Befindlichkeit, Identität und Schreibweise sind eng miteinander
verknüpft. Der Iger ist ganz entsetzt, als er das M probiert. Miger - das kann's
doch wohl nicht sein! Und dann die kleine sonnenzerprackte Ledermaus. Oder die
beiden Wassertiere, die doch tatsächlich
beide behaupten, ein Al zu sein. Auch das Nu ist ein schwieriger Geselle. Es
will weder ein Snu, noch ein Pnu, und auch kein Dnu sein. Verständlich, obwohl
mir persönlich Pnu auch ganz gut gefiele.
Dieses Buch lädt ein, mit Sprache zu spielen und Buchstaben einmal ganz genau
zu betrachten und auszuprobieren. Je nachdem, ob die Geschichte selbst bereits
gelesen wird oder vorgelesen wird, kann man mitraten und den Tieren noch ganz
andere Buchstaben verpassen. Für die Jungleser sind die fehlenden Buchstaben
der Tiere im Text immer farbig hervorgehoben. Man kann sich also auch ganz in
Ruhe mal nur mit einzelnen Buchstaben anfreunden. Oder die Seite "lesen" auf
der nur die Tiere gezeichnet sind, die ihre Buchstaben wieder bekommen haben.
Man sieht dort Meisen, die ein großes A abschleppen, einen Rosch, der sich glücklich
an sein F klammert, ein Amäleon,
das vorsichtig sein C auf der langen Zunge balanciert, und noch viele, viele
Tiere mehr. Hier könnte man die Geschichte auch einfach weiterdichten.
Ein höchst empfehlenswertes, didaktisch kluges Buch für
Jungleser, Buchstabenkönige und Sprachgenießer!
Ursula Poznanski
erblickte 1968 in Wien das Licht der Welt. Sie ist Journalistin und lebt mit
ihrer Familie im Süden von Wien. "Buchstabendschungel" ist ihr erstes
Buch.
Jens Rassmus wurde 1967 in Kiel geboren,
er studierte in Hamburg und lebt als Illustrator und Autor mit seiner Familie in
Hamburg.
(Die Prinzessin; 10/2003)
Ursula Poznanski:
"Buchstabendschungel"
Illustrator: Jens
Rassmus
Dachs, 2003. 32
Seiten. (Ab 5 J.)
ISBN 3-85191-308-6.
ca. EUR 12,60.
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