Und schöne Raubtierflecken ...

Bist du es denn?
Groß aus dem Weltraum nachts, der Spiegel ist,
Tönt dein zerwehtes Bildnis in meine Seele.
Die Sterne durchziehen harfend deine Brust.
Du aber ...

Du glänzt vielleicht versehnt im weißen Federbett,
Traum liegt dir hart im Schoß. -

Oder ein junger Liebling
Zieht fühlsam mit zeichnendem Finger
Die festen Runden deiner Brüste nach.
Ihr seid sehr heiß.
Und schöne Raubtierflecken zieren eure Rücken.

(Ernst Wilhelm Lotz; 6.2.1890-26.9.1914)  

Wir fanden Glanz  r fanden Glanz  

Wir fanden Glanz

Wir fanden Glanz, fanden ein Meer, Werkstatt und uns.
Zur Nacht, eine Sichel sang vor unserm Fenster.
Auf unsern Stimmen fuhren wir hinauf,
Wir reisten Hand in Hand.
An deinen Haaren, helles Fest im Morgen,
Irr flogen Küsse hoch
Und stachen reifen Wahnsinn in mein Blut.
Dann dursteten wir oft an wunden Brunnen,
Die Türme wehten stählern in dem Land.
Und unsre Schenkel, Hüften, Raubtierlenden
Stürmten durch Zonen, grünend vor Gerüchen.

(Ernst Wilhelm Lotz; 6.2.1890-26.9.1914)

Ich liebe dich

 

 

Wir fanden Glanz  

Ich liebe dich

Vier adlige Rosse
voran unserm Wagen,
wir wohnen im Schlosse
in stolzem Behagen.

Die Frühlichterwellen
und nächtens der Blitz,
was all sie erhellen,
ist unser Besitz.

Und irrst du verlassen,
verbannt durch die Lande;
mit dir durch die Gassen
in Armut und Schande!

Es bluten die Hände,
die Füße sind wund,
vier trostlose Wände,
es kennt uns kein Hund.

Steht silberbeschlagen
dein Sarg am Altar,
sie sollen mich tragen
zu dir auf die Bahr',

Und fern auf der Heide
und stirbst du in Not,
den Dolch aus der Scheide,
dir nach in den Tod!

(Detlev von Liliencron; 3.6.1844-22.7.1909)

Wir fanden Glanz  

Erotisches Varieté

Auf offner Straße in der Nacht
Entkleidet sich ein Kneipenwirt.
Ein Ingenieur ist aufgebracht,
Der sich bei seinem Weib verirrt.

Nach gleichgesinnten Viechern schielt
Ein homosexueller Hund.
Ein Greis, der mit sich selber spielt,
Merkt: Allzuviel ist ungesund.

In schmutzig grüner Tunke hockt
Ein blauer Syphilitiker.
Ein Boxer bebt. Ein Baby bockt.
Verstiert fault ein Zylinderherr.

Ein Auto bringt ein Fräulein um.
Ein Junge bricht ein Mädchen an.
Verbittert ist ein Mensch. Warum?
Weil er nicht coitieren kann.

(Alfred Lichtenstein; 23.8.1889-25.9.1914)

Ich liebe dich  

 

Amors Pfeil  

Amors Pfeil hat Widerspitzen.
Wen er traf, der lass' ihn sitzen
Und erduld' ein wenig Schmerz!
Wer geprüften Rath verachtet
Und ihn auszureißen trachtet,
Der zerfleischet ganz sein Herz.  

(Gottfried August Bürger; 31.12.1747-8.6.1794)  


Ich liebe dich

Der wohlgesinnte Liebhaber

In Nebelduft und Nacht versank
Das Dörfchen und die Flur.
Kein Sternchen war mehr blink und blank,
Als Liebchens Äuglein nur.
Da tappt ich still mich hin zu ihr;
Warf Nüß ans Fensterlein;
Sie weht' im Hemdchen an die Tür,
Und ließ mich still hinein.

Husch! sie voran; husch! ich ihr nach,
Wie leichter Frühlingswest,
Hinauf zur Kammer unterm Dach,
Hinein ins warme Nest!
"Rück hin! Rück hin!" - "Ei, schönen Dank!" -
"O ja! O ja!" - "Nein, nein!" -
Mit Bitten halb und halb mit Zank
Schob ich mich doch hinein.

"Hinaus", rief Liebchen schnell, "hinaus!
Hinaus aufs Schemelbrett!
Ich ließ dich Schelm wohl in das Haus,
Allein nicht in mein Bett." -
"O Bett", rief ich, "du Freudensaal,
Du Grab der Sehnsuchtspein!
Verwahrt' auch Eisen dich und Stahl,
So müßt ich doch hinein." -

Drauf küßt ich sie, von heißer Lust
Durch Mark und Bein entbrannt,
Auf Stirn, auf Auge, Mund und Brust,
Und hielt sie fest umspannt. -
"Ach, Schelmchen, nichts zu arg gemacht,
Damit wir nichts bereun!
Du sollst auch wieder morgen nacht
Und alle Nacht herein." - - -

Doch ach! noch war kein Monat voll,
Da merkte Liebchen klar,
Daß ihr es unterm Schürzchen wohl
Nicht allzu richtig war.
"O weh, du hast es arg gemacht!
Nun droht mir Schmach und Pein.
Ach, hätt ich nie erlebt die Nacht,
Da ich dich ließ herein!" -

Das Mädchen seiner Lieb und Lust
In Angst und Pein zu sehn,
Ist von der ärgsten Heidenbrust
Wohl schwerlich auszustehn.
Wer A gesagt, der sag' auch B,
C, D dann hintendrein,
Und buchstabiere bis in E -h'
Sich treu und brav hinein!

Ich nahm getrost, so wie sie war,
Mein Liebchen an die Hand,
Und gab ihr vor dem Traualtar
Der Weiber Ehrenstand.
Kaum war der Fehl gebenedeit
So schwanden Angst und Pein;
Und - wohl mir! - sie hat's nie bereut,
Daß sie mich ließ hinein.

(Gottfried August Bürger; 31.12.1747-8.6.1794)

Wir fanden Glanz  

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