Werwolf "Mannwolf",
engl. werewolf, frz. loup-garou, it. lupo mannaro,
ein Mensch (in der Regel ein Mann), der sich zu bestimmten Zeiten ganz
oder teilweise in einen Wolf verwandelt und in dieser Gestalt Menschen
und Tiere zerreißt. Das Phänomen, in der Regel als eine Art Krankheit
(Lykanthropie) betrachtet, war schon in der Antike bekannt und wurde
u.a. von Herodot, Plinius dem Älteren und Vergil
beschrieben. Der Werwolfglaube kam um das Jahr 1000 n. Chr. wieder auf
und erreichte im 16./17. Jahrhundert seinen Höhepunkt; allein zwischen
1520 und 1630 sollen in Europa rund 30 000 Fälle von Lykanthropie
vorgekommen sein. Traditionsgemäß erfolgt die Verwandlung bei Vollmond,
in der Nacht auf Sonntag oder in den Rauhnächten, d.h. zwischen der
Wintersonnenwende und dem Dreikönigsfest. Als Grund wird meistens
angegeben, dass ein Mensch seine Kleidung irgendwo im Freien ablegt oder
verlegt und dadurch seine menschliche Gestalt verliert, oder dass er mit
dem Teufel einen Pakt schließt und zum Lohn ein Wolfsfell, einen Gürtel
aus Wolfs- oder Menschenhaut oder eine Zaubersalbe erhält, die es ihm
ermöglichen, sich in eine reißende Bestie zu verwandeln.
Vor allem die slawischen Völker und die Griechen brachten den Werwolf
mit Untoten in Verbindung. Davon zeugen zahlreiche, später in der
Schriftsprache durch das Wort Vampir ersetzte Bezeichnungen wie vilktakas
(Litauen), volkodlak (Slowenien),
vukodlak (Serbien, Kroatien), vurkollak oder vurvolak
(Albanien), wrukolakas (Griechenland), wurdalak
(Russland). In Griechenland glaubte man, wer das Fleisch eines von
Wölfen gerissenen Schafes esse, verwandle sich in einen Vampir. Werwölfe sind verletzlicher als Vampire:
Eine silberne Gewehrkugel bringt sie zur Strecke. Nach einer
verbreiteten Vorstellung verwandelt sich aber ein getöteter Werwolf in
einen (sehr viel resistenteren) Vampir. Dieser hat einige
charakteristische Merkmale wie Fangzähne, behaarte Handflächen und
glühende Augen vom Werwolf übernommen.
(Aus: "Das Buch der Vampire. Von Dracula, Untoten und anderen Fürsten der Finsternis. Ein Lexikon." von Matthew Bunson.)