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Der Heilige Nikolaus |
Die wohl auf zwei historische Figuren, nämlich Nikolaus, der vermutlich im 4. Jahrhundert n. Chr. Bischof von Myra in Kleinasien war, sowie Nikolaus, der im 6. Jahrhundert n. Chr. Abt von Sion und Bischof von Pinora war, zurückgehenden Legenden vom Heiligen Nikolaus erzählen u. a. von der Errettung dreier zu Unrecht zum Tode Verurteilter, (Nikolaus erschien dem Kaiser Konstantin im Traum und bat um die Befreiung der Inhaftierten), von der Auferweckung dreier getöteter Burschen, (die ein übler Fleischhauer zu Wurst verarbeiten wollte - eine Geschichte, die angeblich auf der Missinterpretation einer bildlichen Darstellung beruhen soll), sowie der Beschenkung dreier armer Mädchen, (denen durch seine Gaben die Prostitution erspart blieb), und der Rettung eines in Seenot geratenen Schiffs.
So erklärt sich seine Stellung als Schutzheiliger u. a. der Kinder, der Schüler, Mädchen und Jungfrauen, der Gefangenen, der Fährleute, Schiffer, Matrosen, Fischer, Flößer; wie auch gegen Wassergefahren, Seenot und Diebe.
Der Heilige Nikolaus wird als
Helfer in schwierigen Situationen verehrt. Seine Attribute sind drei
Goldkugeln, drei Brote, drei Steine, ein Pökelfass mit drei Buben,
Schiffe.
Gedenktag ist der 6. Dezember.
Der Krampus
Der Krampus ist eine Art Teufel
mit zotteligem Fell, langer Zunge, Ketten und einer Rute, der den
Nikolaus begleitet und die
"Unartigen" bestraft.
In zahlreichen Ortschaften finden Krampusläufe statt.
Männer verkleiden sich als furchterregende Gesellen mit Hörnern und
schauderhaften Fratzen.
Zum Brauchtum gehören die kunstvoll geschnitzten Masken der Krampusse,
Larven
genannt. Eine
richtige Krampuslarve muss natürlich beeindruckende Hörner haben;
vorzugsweise
werden jene vom Ziegenbock, Steinbock oder von der Gämse verwendet.
Als weitere Bezeichnungen sind Knecht Ruprecht, Knecht Nikolaus, Nickel, Pelznickel, Pelzmäntel, Hans Muff, Hans Trab (Elsass) gebräuchlich.
Einige anlassbezogene Texte: Niklaus, Niklaus,
heiliger Mann, (Volksmund) Knecht Ruprecht Draußen weht es
bitterkalt, (Volksmund) Lieber guter Nikolaus, (Volksmund) |
(...) Nun gab er am sechsten Dezember, gerade am Festtage des heiligen Nikolaus, seines Taufpaten, den die katholische Mutter gern in seinen Schutzpatron verwandelt hätte, da gab er abends der Welt, nämlich einem gebildeten Knabenzirkel um den Ofen herum, nebst einigen Magenmorsellen die Heiligengeschichten seines heiligen Herrn Paten. Er trug aber in der Dämmerung das Leben und die Verdienste des Bischofs Nikolaus so feurig vor, daß die Zuhörer leicht einsahen, warum er der Schutzpatron nicht nur der Schiffer, sondern auch aller Russen geworden. Er berichtete, daß dessen Bild im russischen Riesenreiche an so viel tausend Wänden hange und noch mehre tausend Verbeugungen erhalte, weil zuerst ihm jeder eine mache, der eintrete. Aber wie warm floß erst seine Rede, als er den Schirmherrn des Weltwassers und des Foliokaisertums vor den Zuhörern - sämtlich Schüler der lateinischen oder deutschen Schule - gar als den Schutzheiligen ausstellen konnte, der sich niederbückte zu den Schulen als der Schutzpatron derselben, indem er der kleinern Schüler sich annehme, sie ansporne und fördere und ihnen am Niklastage die herrlichsten Eßwaren zu Tür und Fenster einwerfe. Und als er vollends in der Erzählung auf die Ölquelle aus dessen Grabe stieß, aus welcher so viele Kranke sich gesund geschöpft: da konnt' er es sich gar nicht anders vorstellen, als daß der Erzbischof, wie tausend schlechtere heilige Märterer, enthauptet worden - ob er gleich selber so wenig davon gehört als die allgemeine Weltgeschichte -, und er setzte also die Märtererkrone, die er erst auf dem Sessel fertig geschmiedet, unter lauter Tränen dem armen geköpften Bischof vor allen Hörern auf.
Seine Herz-Bewegung bei dem unerwarteten Schicksal eines solchen Menschenfreundes war unbeschreiblich. Jetzo sah er im Spiegel den bekannten elektrischen Heiligenschein, den sein eigner Kopf, wenn er sich sehr erhitzte, ausdampfte. Nun war kein Halten der Rührung mehr denklich. "Vielleicht" - fuhr er unter heißem Weinen fort - "hat mich der heilige Märterer zu seinem Nachfolger auf der Erde ausersehen und hat meinen Kopf von Kindes Beinen an mit einem Schein angetan, zum Zeichen, daß ich so gut geköpft werde wie er. Und in Rußland, wenn sie diesen Schein sehen und dabei hören, daß ich mich Nikolaus schreibe, werden sie mich für einen Betrüger und Nachmacher ihres Schutzpatrons halten und mir deshalb den Kopf wegputzen. Ach! mit Freuden werd' ich zu einem Märterer und einem Heiligen, wenns auch ein kleiner ist, und zu einem Schutzpatron der Schüler, um nur allen recht zu helfen. Ja ich will schon jetzo für euch fürbitten, und zwar immer länger, je länger ich werde. Ich vermahne euch alle aber insgesamt zum Fleiße, und lernt brav, vorzüglich das Schreiben und Lesen, und die Exzeptionen in der Langischen Grammatik, die merke jeder besonders. Jedoch euer Freund und Fürbitter werd' ich verbleiben auf der ganzen kurzen Laufbahn, die ich hienieden zu wallen habe bis zu meinem frühen Grabeshügel."
Hier konnt' er vor Bewegung nichts mehr vorbringen als statt der Worte einige Gerstenzuckerstengel, welche dem bewegten Zuhörerzirkel ordentlich lieber und süßer vorkamen als die längsten Dornen seiner Märtererkrone und alle Strahlen seines Haarabglanzes.
(Aus "Der Komet oder Nikolaus Marggraf. Eine komische Geschichte" von Jean Paul)
Die Geschichte von den schwarzen Buben
Es ging spazieren
vor dem Tor
Ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.
Die Sonne schien ihm aufs Gehirn,
Da nahm er seinen Sonnenschirm.
Da kam der Ludwig hergerannt,
Und trug sein Fähnchen in der Hand.
Der Kaspar kam mit schnellem Schritt
Und brachte seine Bretzel mit.
Und auch der Wilhelm war nicht steif
Und brachte seinen runden Reif.
Die schrie'n und lachten alle
drei,
Als dort das Mohrchen ging vorbei,
Weil es so schwarz wie Tinte sei!
Da kam der große Nikolas
Mit seinem großen Tintenfaß.
Der sprach: "Ihr Kinder, hört mir zu
Und laßt den Mohren hübsch in Ruh'!
Was kann denn dieser Mohr dafür,
Daß er so weiß nicht ist wie ihr?"
Die Buben aber folgten nicht
Und lachten ärger als zuvor
Über den armen schwarzen Mohr.
Der Niklas wurde bös und
wild,
Das siehst Du hier auf diesem Bild.
Er packte gleich die Buben fest,
Beim Arm, beim Rock, bei Rock und West':
Den Wilhelm und den Ludewig,
Den Kaspar auch, der wehrte sich.
Er tunkte sie in die Tinte tief,
Wie auch der Kaspar "Feuer" rief.
Bis übern Kopf ins Tintenfaß
Tunkt sie der große Nikolas.
Du siehst sie hier, wie
schwarz
sie sind,
Viel schwärzer als das Mohrenkind!
Der Mohr voraus im Sonnenschein,
Die Tintenbuben hintendrein;
Und hätten sie nicht so gelacht,
Hätt' Niklas sie nicht schwarz gemacht.
(Aus "Der Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann)
Nüsseknacken
Holler, boller, Rumpelsack,
Niklas trug sie huckepack,
Weihnachtsnüsse gelb und braun,
runzling, punzlig anzuschaun.
Knackt
die Schale, springt der Kern:
Weihnachtsnüsse eß ich gern.
Komm bald wieder in mein Haus,
alter, guter Nikolaus!
(von Albert Sergel; 1876-1946)
Ruprecht, Ruprecht, guter Gast,
hast du mir was mitgebracht?
Hast du was, dann setz dich nieder,
hast du nichts, dann geh nur wieder!
(Volksmund)
Niklausabend
Lasst uns froh und munter
sein
und
uns in dem Herrn erfreun!
Lustig, lustig, tralleralala,
bald ist Niklausabend da, bald ist Niklausabend
da.
Bald ist unsre Schule aus,
dann ziehn wir vergnügt nach Haus.
Dann stell ich den Teller auf,
Niklaus legt gewiss was drauf.
Steh der Teller auf dem Tisch,
sing ich noch mal froh und frisch.
Wenn ich schlaf, dann träume
ich:
Jetzt bringt der Niklaus was für mich.
Wenn ich aufgestanden bin,
lauf ich schnell zum Teller hin.
Niklaus ist ein braver Mann,
den man nicht gnug loben kann.
(Kinderlied)