Seufzend sprach ich zu der Liebe

Seufzend sprach ich zu der Liebe,
Als ich sie entschleiert sah:
Ach, daß so dein Antlitz bliebe
Meinen Blicken ewig nah!

Doch wie dich die Sehnsucht freier
Schauet einen Augenblick,
Senket wieder sich der Schleier,
Und verdüstert mein Geschick.

Liebe sprach: in ewig reinem
Lichtestrahl ich, o du
Tor,
Nicht von meinem,
sondern deinem
Angesichte
hängt der Flor.


(von Friedrich Rückert; 1788-1866)
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