Wolfgang Kemmer: "Feuersbrunst"
Ein Krimi aus dem Mittelalter
Dunkle Geheimnisse, raffinierte Ränkespiele, päpstliche Intrigen, Klöster und
reiche Pfeffersäcke, weltliche Macht und sexuelle Begierde
Es ist der Oktober 1518, und in Augsburg sorgt die Anwesenheit Martin Luthers
nach dem Weggang Maximilians für einige Aufregung. Diese wird allerdings bald
durch das Auftauchen eines grausamen Frauenmörders übertroffen. Florian
Brandner, ein Druckergehilfe, der als
Findelkind in einem Augsburger Mönchskloster
aufgewachsen ist, hat es nach Erreichen der Geschlechtsreife nicht mehr lange in
dem Kloster gehalten, da er nur allzu gerne seinen geschlechtlichen Trieben
nachgibt und dabei auch immer wieder erwischt wird.
Seltsamerweise bricht bei solchen Gelegenheiten für gewöhnlich ein Feuer aus,
weswegen nach dem dritten Fall die Einwohner der Stadt von dieser Sache ziemlich
genug haben und der gute Florian zum allgemeinen Vergnügen einige Runden mit
dem Lasterstein um den Hals um die Kirche drehen muss.
Kurz darauf wird er allerdings zum einflussreichen Stadtschreiber Conrad
Peutinger vorgeladen, der ein ganz eigenes Problem zur Sprache bringt: Eine der
Damen, mit denen Florian einst intim gewesen ist, wurde erwürgt aufgefunden,
und bei ihr lag ein gefälschter Ablassbrief, den ihr anscheinend jemand als
Bezahlung für geleistete Dienste zugeschoben hatte. Da Reichstag und die
Anwesenheit Luthers in der Stadt schon genug Unruhe erzeugen, beauftragt der
Stadtschreiber Florian, die Ermittlungen in diesem speziellen Mordfall zu führen,
der noch nicht einmal der einzige seiner Art zu sein scheint.
Von einem Unbekannten und seinen eigenen Begierden verfolgt, aber auch mit der Möglichkeit
im Nacken, dass er nötigenfalls als "Ersatzverdächtiger" bis zum
Geständnis gefoltert wird, macht sich Florian also hochmotiviert an die Arbeit
und lernt dabei auch eine ganze Menge zuvor Ungeahntes über sich selbst.
Ein Hauptdarsteller mit rätselhafter Identität ist im Genre
Mittelalterroman
mittlerweile schon fast ein Standardelement. Trotzdem bleibt die Geschichte ganz
interessant, auch wenn man nach dem Klappentext durchaus mehr Bezug auf
Luther
im Bereich der direkten Handlung erwarten würde.
Fazit: "Feuersbrunst" - ein netter kleiner Roman für verregnete Tage.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2005)
Wolfgang Kemmer: "Feuersbrunst"
Emons, 2005. 240 Seiten.
ISBN 3-89705-367-5.
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Wolfgang Kemmer, Jahrgang 1966, studierte Germanistik, Anglistik und angloamerikanische Geschichte in Köln. Er lebt als freier Autor und Lektor in Augsburg. Lien zur Netzseite des Autors: https://people.freenet.de/wkemmer/.