Michael Ange: "diver down"

Schwere Tauchunfälle und wie man sie vermeidet


Zunächst einmal vorweg, Tauchunfälle kommen - im Verhältnis zur Anzahl der Tauchgänge weltweit überaus selten vor, eine Tatsache, auf die auch Michael R. Ange, der bereits seit einiger Zeit mit Tauchen und Tauchunfällen beschäftigt ist, in seinem Vorwort deutlich hinweist. Denn obwohl es sich beim Tauchen um einen so genannten "Abenteuersport" handelt, sind die meisten Taucher sehr sicherheitsbewusst und eher unaufgeregt. Hinzu kommt, dass die Tauchverbände in der Ausbildung grundsätzlich sehr viel Wert auf Sicherheitstraining legen und dass die Tauchausrüstungen in den letzten Jahren ebenfalls einen immer höheren Standard erreicht haben und zunehmend einfacher zu bedienen sind. Und wer seinen Computer konservativ benutzt, ist gegen sehr viele Gefahren gefeit.

Die Maßgaben der Verbände beruhen auf Beobachtungen vieler Taucher in Verbänden, bei Urlauben, im Berufstauchen, in Zeitschriften und in Unfallanalysen verschiedener Gruppen, die sich mit dem Tauchen beschäftigen.

Nach seinen einführenden Worten zur Thematik stellt der Autor zwanzig reale Unfälle vor, wie sie Tauchern unterschiedlichsten Ausbildungsstands in verschiedenen Teilen der Welt geschehen sind. Diese Unfälle reichen von "mit dem - oft verdienten - Schrecken davon gekommen" bis zu "er konnte nur noch tot geborgen werden". Die einzelnen Fälle sind überaus plastisch dargestellt; und zwar nicht nur hinsichtlich solcher Unfälle, die in der Sporttaucherei stattgefunden haben, sondern auch hinsichtlich solcher, die in der mehr oder minder noch unerschlossenen Welt der "Techies" beheimatet sind. Die Fehlerschwerpunkte sind dabei Selbstüberschätzung, Hektik, Sparen am falschen Ende, Besserwisserei, Nichtbeachten grundlegender Regeln, falsche oder fehlende Wartung des Materials, falsches Vertrauen, Gruppendynamik und noch einiges andere.

Es ist immer interessant, Horrorgeschichten zu lesen, aber wer die typischen Rubriken der besseren Tauchzeitschriften kennt, weiß, dass unter Tauchern dabei die Fehleranalyse im Vordergrund steht, um so etwas für das eigene Tauchen zu lernen. Ein Aspekt, der von diesem Buch stark unterstützt wird. So werden alle Berichte mit einer Darstellung von "Überlebensstrategien" abgeschlossen, und es gibt neben diesen Berichten und "Überlebensstrategien" noch 30 sehr gut lesbare Erläuterungen, in denen alle zu diesen Berichten passenden Aspekte des Tauchens vertieft werden. Aufgrund einer entsprechenden Aufteilung des Inhaltsverzeichnisses kann man das Buch auch als Nachschlagewerk für die einzelnen Aspekte benutzen. Ein weiterer Bonus ist sicherlich auch das umfängliche Schlagwortverzeichnis. Sogar eher unhandliche Aspekte, wie die Luftverbrauchsermittlung und die davon ausgehende weiterführende Planung, sind sehr eingängig und leicht nachvollziehbar dargelegt, obwohl das Buch damit natürlich nicht eine begleitete Ausbildung ersetzen kann.

Menschen, die sich fürs Tauchen interessieren oder Teilnehmer eines OWD-Kurses sollten sich dieses Buch vielleicht noch  nicht so genau anschauen, weil die darin beschriebenen Szenarien, die wirklich und glücklicherweise selten genug vorkommen, sie sonst leicht von diesem schönen Sport abhalten könnten. Aber spätestens nach dem 25. Tauchgang oder zu Beginn der AOWD-Ausbildung ist "Diver Down" sicherlich eine nützliche Anschaffung für die taucherische Handbibliothek. Das einzige Manko dieses Buches ist die teilweise recht abenteuerliche Rechtschreibung (z. B. sehr oft unpassend zusammengeschriebene Wörter), die das Lektorat des Kosmos-Verlags bei der nächsten Auflage hoffentlich behoben haben wird.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2007)


Michael Ange: "diver down. Schwere Tauchunfälle und wie man sie vermeidet"
Kosmos-Verlag, 2007. 271 Seiten.
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